(fs) – Das abschliessende Heimspiel vor knapp zwei Wochen, als der begeisternde 27:24-Sieg gegen Handball Brugg den zweiten Schlussrang eintrug, wiederspiegelte den positiven Gesamteindruck. Mit der nötigen Konzentration und Disziplin sind die Zurzibieter in der Lage, der eigenen Erwartungshaltung gerecht zu werden und den hohen Ansprüchen zu genügen. Die Verantwortlichen warnen vor allzu grosser Euphorie, denn es ist noch ein steiniger Weg.
Nachfolgend lassen drei Spieler den intensiven und ereignisreichen Saisonverlauf Revue passieren. Dabei nehmen sie zu gewissen Punkten einzeln Stellung.

Tom Schellenberg in Aktion

Ende gut, fast alles gut!
Tom Schellenberg – Jahrgang 1996 – hat mit der fiesen Verletzungshexe zu kämpfen, zuerst der Armbruch und nun der Kreuzbandriss. Trainer Alex Strittmatter beurteilt das hoffnungsvolle Talent wie folgt: „Er ist blitzschnell und in der 1:1-Situation kaum zu halten. Das Spiel zu lesen muss er noch verbessern. Ich hoffe, ihn bald wieder aktiv auf dem Handballfeld zu sehen.“
Der Nachwuchsspieler aus Endingen ist froh, dass die anspruchsvolle Saison einen Abschluss gefunden hat. Auch wenn alle bis zuletzt motiviert waren, sind einige auf dem Zahnfleisch gelaufen. Nun können sie sich erholen und die freien Wochenenden geniessen. Zum Saisonverlauf meint Tom Schellenberg: „Ich wusste, dass es bei den starken Konkurrenten schwer wird, zuvorderst mitzuspielen. Trotzdem war es mein erklärtes Ziel, in die 1. Liga aufzusteigen. Weil wir einige ärgerliche Punkteverluste hatten, reichte es nicht ganz. Dennoch ist der zweite Platz ein grosser Erfolg für uns.“

Verletzungsbedingte Pausen
Tom Schellenberg bestritt die letzten beiden Saisons nur zur Hälfte, da er sich zweimal einer Kahnbein-Operation an der Hand unterziehen musste. Auch dieses Jahr verpasste er die ersten vier Ernstkämpfe. Er wollte verletzungsfrei bleiben, aber der Ende März im Training erlittene vordere Kreuz- und Innenbandriss machte ihm erneut einen dicken Strich durch die Rechnung. Trotz allem ist er mit seiner Leistungsentwicklung zufrieden. Die absoluten Höhepunkte waren zwei Nat. B-Aufgebote, wo ihm sieben Treffer gelangen.
„Es ist ein grosser Schritt und anstrengender Weg, um eine 1. Liga-Mannschaft zu sein und die Zugehörigkeit zu schaffen“, stuft er die Zukunftsaussichten realistisch ein. „Wir haben einen sehr guten Teamgeist, was uns als geschlossene Einheit auszeichnet. Es bringt uns jedoch nicht weiter, wenn es am Trainingsbesuch mangelt. Das ist unbedingt zu ändern. So hätten wir eine Stufe höher versagt und nichts zu bestellen gehabt.“

Den erhöhten Druck verspürt
Der rechte Rückraumspieler Pascal Meier hatte Hochs und Tiefs, zumal ihm beide Knie zu schaffen machten. Nach der vorherigen Saison war es für den 21-jährigen Würenlinger nicht einfach, sich zu bestätigen. Gemäss Trainer Alex Strittmatter ist er bereit, eine Führungsrolle zu übernehmen. Nun muss er nur noch seine Leistung abrufen, um ein wichtiger Spieler zu werden.
Auch Pascal Meier hat das Saisonende herbeigesehnt. Die Vorbereitung begann im Mai 2015 mit Athletik, Kraft und Ausdauer. Danach war er auf die wöchentlich dreimaligen Trainings und den Meisterschaftsalltag fokussiert. Nun will er etwas abschalten und an andere Dinge als Handball denken.

Mit dem Vizemeistertitel belohnt
Ob die Vor- und Rückrunde erwartungsgemäss verlaufen ist, antwortet er: „Ja und Nein. Vorher hätte ich dafür unterschrieben, wenn die Voraussage eintrifft, dass wir am Schluss den zweiten Tabellenplatz belegen. Ich wusste um die Qualität und den sportlichen Ehrgeiz unserer Mannschaft. Trotz allem sah ich uns in der starken Aargauer Gruppe mit den ambitionierten 1. Liga-Absteigern Handball Brugg und SV Lägern Wettingen nicht gerade an zweiter Stelle.“
Ebenso konnte er sich kaum vorstellen, dass die Rückrunde gewonnen wird. Doch mit einer hervorragenden Teamleistung wurden die Direktduelle erfolgreich gestaltet und jeder Gegner mindestens einmal besiegt. Mehr erwartet hat er im Regionalcup, wo der Viertelfinal gegen den nachmaligen Pokalgewinner SG Siggenthal/Vom Stein 2 mit einem Tor Differenz verloren ging.

Fazit: Ohne Fleiss kein Preis!
Pascal Meier erreichte seine persönlichen Ziele nicht, eine Leaderfunktion zu übernehmen, konstante Leistungen zu erbringen und in der Torschützenliste ganz vorne mitzumischen. Sein Name figuriert zwar an elfter Stelle. Er hatte jedoch erhebliche Formschwankungen und entsprechend schlechte Auftritte. Dazu fügt er selbstkritisch an, für das Team nicht immer eine Stütze gewesen zu sein.
Die Frage, ob die HBZ-Ausgabe 2015/16 über 1. Liga-Format verfügt, verneint er: „Wir haben sehr viele gute Spieler, doch das Kader ist zu knapp. Ständig waren wir auf die U19 Elite-Junioren angewiesen.“ Deren Integration befürwortet er, aber bei den gesteigerten Anforderungen braucht es eine gewisse Erfahrung. Am Leistungsgedanken ist weiterhin zu arbeiten. Die Mehrheit hat das Wort „Aufstieg“ in den Mund genommen. Bedenkt man die Trainingspräsenz an gewissen Tagen, war es nicht aufstiegstauglich. Jeder sollte gewillt sein, zwei bis drei Einheiten pro Woche zu absolvieren. Durch ein breiteres Kader und den jugendlichen Schwung kann nächste Saison ein Konkurrenzkampf entstehen, wo sie sich gegenseitig puschen. Zuversichtlich stimmt ihn die Juniorenarbeit, womit der Grundstein für einen künftigen Erstligisten gelegt wird.

Bis zuletzt alles gegeben
Für Trainer Alex Strittmatter ist Julien Binder – gebürtiger Zurzacher und mit Jahrgang 1991 bereits ein Routinier – in der Deckung ein absolut sicherer Wert. Auch am Kreis hat er seine Sache gut gemacht. Als Captain übernahm er viel Verantwortung, und er wird in der neuen Saison noch wichtiger sein.
Bist du froh, dass es vorbei ist? „Eher nein. Obwohl die meisten am Limit waren und die Kräfte nachliessen, sind wir in der nervenaufreibenden Endphase immer stärker geworden. Wenn es noch etwas länger gedauert hätte, wäre der Spitzenrang vielleicht möglich gewesen.“

Zu oft unentschieden gespielt
Seine Bilanz fällt kurz und bündig aus: „Wir sind erwartungsgemäss stark gestartet. Dazu hat durchaus der günstige Spielplan beigetragen. Nachher wurden das eine oder andere Mal unnötigerweise Punkte abgegeben, die uns am Schluss gefehlt haben.“ Die eigenen Erwartungen waren klar definiert, den Aufstieg anzustreben und im Cup ein ernsthaftes Wort mitzureden. Damit hat es nicht ganz geklappt.
Julien Binder’s persönliche Zielsetzung ist nicht in Erfüllung gegangen. Er hätte in den schwierigen Partien noch etwas mehr Verantwortung übernehmen sollen. Seiner Meinung nach besitzt die Mannschaft durchaus 1.-Liga-Qualität. Die gesamte Saison hat gezeigt, dass es keinen Gegner gab, der nicht bezwungen werden konnte.