(fs) – „Mit zwei Punkten und 49:48-Toren steigt der HC Arbon in die 1. Liga auf!“ So wird wohl die offizielle Verbandsmitteilung lauten. Daraus geht jedoch nicht hervor, dass zwei deutliche Auswärtssiege dahintersteckten. Dies ist für ein Direktduell auf einer solchen Stufe eher ungewöhnlich. Bei der SG Zurzibiet-Endingen war der Heimauftritt das ausschlaggebende Manko, als der Respekt vor dem Gegner und der Kulisse nicht abgelegt werden konnte. Umgekehrt bekamen die Thurgauer – im Matchprogramm als „Seebuben“ betitelt – im entscheidenden Moment das Nervenflattern. Sie büssten ihre Souveränität gegen die unermüdlich nachsetzende HBZ-Truppe gänzlich ein. Zuletzt lag es am herausragenden Goalie, dass der Maximal-Rückstand über die Distanz gerettet wurde.

Nur mit vereinten Kräften können mehrere Arboner Kreisläufer Julien Binder stoppen.

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Ein Wechselbad der Gefühle
Angesprochen darauf, was ihm nach der Schlusssirene durch den Kopf ging, meinte Trainer Alex Strittmatter ziemlich gefasst: „Das uns bei allem Wenn und Aber sowie warum und weshalb am Ende dieses eine Tor gefehlt hat. Da hilft alles Lamentieren nichts, so ist es halt im Sport. Es ist umso härter, wenn man auf der Verliererseite steht.“ Er glaubte stets daran, dass trotz der schwerwiegenden Hypothek von acht Treffern noch etwas drin liegt. Sobald dies nicht der Fall ist, überträgt es sich auf das ganze Team. Er kennt seine Jungs und weiss, zu was sie fähig sind. Es stellte sich nur die Frage, ob sie es abrufen können und die Geduld aufbringen, bis am Schluss zu kämpfen.

Jerôme Müller trifft sechs Mal - hier bei einem Gegenstoss.

Selbstbewusst und zielstrebig
Wie er es hingekriegt hat, dass die Mannschaft ihr Potenzial abzurufen vermochte, antwortete Alex Strittmatter: „In der Vorwoche habe ich etwas ausprobiert und das Team vor die Wahl gestellt. Es war klar, dass ich mit Kuschelpolitik nicht weiter komme. Diese Experimente sind recht gefährlich und können nach hinten losgehen. Wenn wir nichts mehr zu verlieren haben, können wir am Schluss ja nur gewinnen.“ Im Gegensatz zum Hinspiel wussten die Zurzibieter in etwa, wie die Gastgeber ihre Angriffe aufziehen. Der entscheidende Punkt war, dass sie ihr Spiel durchgezogen und sich auf die eigenen Stärken besonnen haben. Zweifellos machten sie in der Deckung meistens das Richtige, aber der Gegner beging auch viele einfache Fehler.

Maxi Feldmann wirft aus dem Rückraum.

Timeout als Signalwirkung
Gegen Ende der ersten Hälfte – beim Rückstand von 8:11 – nahm der HBZ-Trainer eine Auszeit. Dazu fügt er an: „Wann der richtige Moment dazu ist, weiss ich erst, wenn ich es genommen habe und es eine Reaktion darauf gibt. Anscheinend hat es uns die nötigen Impulse verliehen. Eine Statistik besagt, dass maximal 20 % des Gesagten bei den Spielern ankommt. Offenbar habe ich die richtigen Worte gefunden.“ Das Nachlassen bei den Einheimischen kann er sich nur damit erklären, dass sich diese zu sicher fühlten. Mit acht Plustoren und dem Pausenresultat von 13:13 war die Gefahr gross, sich schon bei der Aufstiegsfeier zu wähnen. Das hat für ihn mit Respekt gegenüber dem Gegner und einer gewissen Ueberheblichkeit zu tun. Den Unterschied machte der eigene Glauben an das Unmögliche und die mentale Verfassung beim Gegner aus. Aus Zurzibieter Sicht fehlte nur das Happy End.

Pascal Meier tankt sich durch.

Individualität und Teamwork
In der Torschützenliste standen Pascal Meier und Jerôme Müller zuoberst, und im zweiten Durchgang verriegelte Brian Lier sein Gehäuse richtiggehend. Das war nur möglich, weil alle wie Wikinger gekämpft und sich voll reingehaut haben. Dies wurde im verflixten Heimspiel etwas vermisst. Es zeigte sich einmal mehr, dass jeder äussert wichtig ist und es jeden einzelnen braucht. Und es kann durchaus der einen oder anderen Chance nachgetrauert werden, welche in der spannungsgeladenen Endphase vergeben wurde. Wenn auf die gesamte Saison zurückgeschaut wird, gibt es gewisse Szenen und Gründe, wieso der direkte Aufstieg misslang. Schlussfazit: Es hat einfach nicht sollen sein! Für die talentierte Equipe gilt es, daraus die Lehren zu ziehen und es in nächsten 2. Liga-Meisterschaft besser zu machen.

Szene aus der dramatischen Schlussphase.

Wenn sich der Frust gelegt hat…!
Dies bezog sich auf die Heimschiedsrichter, wozu Alex Strittmatter eine klare Meinung vertrat: „Das einzige was ich zu den Unparteiischen im Hin- und Rückspiel sagen möchte, ist die Tatsache, dass wir Aargauer nie zu etwas kommen, wenn sogar die eigenen Leute im Zweifelsfall für den Gast entscheiden. Ich möchte keine Spezialbehandlung, sondern eine fair geleitete Begegnung, wo die Schiedsrichter nicht auffallen und kein Thema sind.“

Matchtelegramm: HC Arbon – SG Zurzibiet-Endingen 21:28 (13:13) – Sporthalle, Arbon – 700 Zuschauer – SR: Rottmeier/Staunovo – Torfolge: 0:1, 3:2, 4:4, 7:5, 8:8, 11:9, 13:13, 14:15, 16:19, 18:25, 21:26.
Aufstellung: Lier Brian (1. - 60.), Spuler Fabian (für 2 Penalties); Binder Dave (1), Binder David, Binder Julien (1), Busch Marcel (2), Erne Lukas, Feldmann Maxi (1), Grossrieder Nick (1), Indri Fabio, Koch Philipp (2), Läderach Niko, Meier Pascal (7/2), Müller Jerôme (6/1), Mühlebach Yannick, Spuler Rafael (5/1), Tatti Fabrizio (2/2).

Weitere Impressionen vom Spiel:

Hochkonzentriert: Das Team vor dem Anpfiff.

Philipp Koch schliesst vom Flügel ab.

Rafael Spuler in Aktion.

Kreisläufer Julien Binder wird immer wieder regelwidrig zurückgehalten - oft, wie hier, ohne Folgen für die Verteidiger.

Immer wieder ein Gefahrenherd: Pascal Meier.